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Das linkshändige Kind in der Grundschule Dr. Johanna Barbara Sattler

Vor allem Grundschullehrer sind mit einem Phänomen konfrontiert, für das es bis vor kurzem noch keine Erklärung gab: Kinder, die mit scheinbar normaler Intelligenz, lebenslustig und aktiv aus dem Kindergarten in die Schule kommen, beginnen plötzlich, noch in der ersten Klasse, sich zu verändern, fallen zurück, wirken z.T. aggressiv oder verängstigt, das Lernen macht ihnen keinen Spaß mehr. Da es sich oft nicht um einen zu vernachlässigenden Anteil an Schülern handelt, suchen die Lehrer nach Erklärungen und Abhilfe - vermuten die Ursache bei sich selbst, in den Familien der Kinder, in der Klassenatmosphäre -, und das meistens ohne Erfolg, ohne zu ahnen, dass es sich hier um Folgen der Umschulung der angeborenen Händigkeit handeln kann
Das linkshändige Kind in der Grundschule
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Art-Nr: lnk05-10001-01
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Vorwort

Vor allem Grundschullehrer sind mit einem Phänomen konfrontiert, für das es bis vor kurzem noch keine Erklärung gab: Kinder, die mit scheinbar normaler Intelligenz, lebenslustig und aktiv aus dem Kindergarten in die Schule kommen, beginnen plötzlich, noch in der ersten Klasse, sich zu verändern, fallen zurück, wirken z.T. aggressiv oder verängstigt, das Lernen macht ihnen keinen Spaß mehr. Da es sich oft nicht um einen zu vernachlässigenden Anteil an Schülern handelt, suchen die Lehrer nach Erklärungen und Abhilfe – vermuten die Ursache bei sich selbst, in den Familien der Kinder, in der Klassenatmosphäre -, und das meistens ohne Erfolg, ohne zu ahnen, dass es sich hier um Folgen der Umschulung der angeborenen Händigkeit handeln kann.

1987 wurden vom Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung für Schulberatungsstellen Materialien über "Das linkshändige Kind bei Schulantritt" zusammengestellt. In den im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus erarbeiteten "Empfehlungen zur Aufnahme des Kindes in die Grundschule" wurden diese Materialien erweitert und ergänzt.

Fachzeitschriften und Medien wiederholten und variierten diese Thematik, und es zeigte sich immer deutlicher, dass man auf ein Problem gestoßen war, das für die Betroffenen von eminenter Bedeutung ist. Denn es wurde immer bewusster, dass man nicht auf der einen Seite gegen die Umschulung der Händigkeit sein kann, ohne auf der anderen Seite modifizierte Lern- und Arbeitsbedingungen für Linkshänder zu schaffen. Dies bedeutet, den Linkshändern zu helfen, sich nicht mehr als benachteiligte Minderheit zu fühlen bzw. tatsächliche Benachteiligungen abzubauen.

Diese neue Arbeit stellt zum ersten Mal eine ausführliche, brauchbare Hilfe den Lehrern und Erziehern gerade dort zur Verfügung, wo die Weichenstellung stattfindet, und in dem Alter, in dem sie geschieht. Wir wünschen ihr eine rasche Verbreitung.

Dr. Peter Igl

Leiter der Abteilung Grund- und Hauptschule
im Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung, München
Vorwort   
   
Kapitel 1 Einführung und Überblick über die heutige Situation eines linkshändigen Kindes in Schule und Elternhaus
1.1 Beispiel aus dem Leben: der linkshändige Martin in der Grundschule
1.1.1 Schulaufnahme
1.1.2 Vorgeschichte
1.1.3 Martins Grundschulzeit
1.1.4 Konsultation eines Neurologen
1.1.5 Der Gang zur Beratungsstelle
1.2 Bericht von Karin und ihrem Bruder
1.3 Vorbemerkungen zu dieser Arbeit
   
Kapitel 2 Wie diagnostiziert man die Linkshändigkeit des Kindes? Testmöglichkeiten. Schwierigkeiten für Lehrer und Erzieher
2.1 Alltagsbeobachtungen/Statistiken
2.2 Zum Begriff "beidhändig"
2.3 Hinweise für Lehrer und Erzieher / Untersuchungsmöglichkeiten
2.3.1 Einfache Beobachtungen
2.3.2 Arbeit mit einem Fragebogen / Fragebogenmuster
2.3.3 Weitere aufklärende und beratende Hinweise
2.3.4 Hinweise zum Umgang mit normierten Tests
2.3.5 Seitendominanz (Lateralität) bei Ohren, Augen und Füßen
   
Kapitel 3 Praktische Hinweise für den Unterricht
3.1 Die Schreibhaltung und Sitzordnung des Linkshänders
3.1.1 Sitzplatz und Lichteinfall
3.1.2 Schreibhaltung und Blattlage
3.2 Lockerungsübungen
3.3 Spiegelschrift und Schriftrichtung
3.4 Hinweis auf sinnvolle Gebrauchsgegenstände für Linkshänder
   
Kapitel 4 H ü r d e: Schreiblehrgänge
   
Kapitel 5 Spezielle Hinweise für den Fachunterricht
5.1 Das linkshändige Kind im Handarbeits- und Werkunterricht
5.2 Hinweise zum Musikunterricht
5.3 Das linkshändige Kind im Turnunterricht und bei Bewegungsspielen
   
Kapitel 6 Das umgeschulte linkshändige Kind
6.1 Basisinformation zum Problem der Umschulung der Händigkeit
6.1.1 Phänomenerklärung
6.1.2 Grundlageninformationen für Lehrer und Erzieher zur Klärung denk- und lernpsychologischer Phänomene im Unterricht
6.1.3 Unterrichtspraktische Hinweise zur Hilfestellung
6.2 Auswirkung der Umschulung der Händigkeit auf zwischenmenschliche Beziehungen und gesellschaftliche Prozesse
6.2.1 Vorbemerkungen
6.2.2 Beobachtungsskizzen aus der Beratungspraxis und der Psychotherapie
6.2.3 Der "Demosthenes-Effekt" – ein Persönlichkeitszug
6.2.4 Soziale Konsequenzen der Umschulung der Händigkeit
6.2.5 Verbindende Mechanismen bei Prävention und Aufklärung
6.3 Möglichkeiten einer Rückschulung auf die dominante Hand
6.3.1 Allgemeine Hinweise
6.3.2 Voraussetzungen für eine Entscheidung zur Rückschulung
6.3.3 Zusammenfassung
   
Kapitel 7 Linkshändigkeit und Teilleistungsstörungen
7.1 Begriffserklärung
7.2 Fragebogen zur Abgrenzung von umgeschulter Händigkeit und Teilleistungsstörungen
7.3 Linkshändigkeit und Teilleistungsstörungen – ein kausaler Zusammenhang
   
Kapitel 8 Das Elterngespräch
   
Anhang  
  Häkel-, Strick- und Stickanleitungen für Linkshänder
  Linkshändigkeit im Lehrplan
  Sterben Linkshänder früher? Auseinandersetzung mit einer wissenschaftlichen Studie
  Referatsskizze über "Das linkshändige Kind – seine Begabungen und seine Schwierigkeiten"
  Literaturverzeichnis
  Adressenliste
  Register
Frau Dr. Johanna Barbara Sattler, die Gründerin und Leiterin der Ersten deutschen Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder in München, ist Psychologin und approbierte Psychotherapeutin.

Über ihre Forschungen zur Händigkeit und den Folgen der Umschulung der Händigkeit veröffentlichte sie mehrere Bücher und viele Fachartikel. Sie bietet Seminare und Vorträge für Angehörige verschiedener Berufsgruppen aus den Bereichen Therapie, Schule und Erziehung an. Fachleute aus verschiedenen Bereichen können unter ihrer Leitung eine Zusatzausbildung zum/zur LinkshandberaterIn absolvieren. Sie ist Verfasserin der Bücher:

"Das linkshändige Kind in der Grundschule", erschienen im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst

"Die Psyche des linkshändigen Kindes. Von der Seele, die mit den Tieren spricht"

"Übungen für Linkshänder. Schreiben und Hantieren mit links"

"Übungsheft für Linkshänder"

"Der umgeschulte Linkshänder oder der Knoten im Gehirn"

"Links und Rechts in der Wahrnehmung des Menschen. Zur Geschichte der Linkshändigkeit"
Kapitel 2: WIE DIAGNOSTIZIERT MAN DIE LINKSHÄNDIGKEIT DES KINDES? TESTMÖGLICHKEITEN. SCHWIERIGKEITEN FÜR LEHRER UND ERZIEHER

2.1 ALLTAGSBEOBACHTUNGEN/STATISTIKEN

Die statistischen Angaben über den Linkshänderanteil in der Bevölkerung sind äußerst schwankend. Maßgeblich hat dazu früher, aber auch heute noch, die in manchen wissenschaftlichen Untersuchungen benutzte Methode der "Selbsteinschätzung" beigetragen. Die über ihre Händigkeit ausgefragten umgeschulten Linkshänder haben sich in der Mehrzahl dabei als Rechtshänder eingeschätzt und gingen folglich als solche in die Statistiken ein.2)

Sehr deutlich ist aber, insbesondere in den Statistiken der letzten Jahre, ein kontinuierlicher Messanteil an Linkshändern zu beobachten. Verantwortlich dafür sind auf der einen Seite die Kriterien, nach denen ein Kind als Linkshänder diagnostiziert wird, also ob nur "Schreiben und Malen" ausschlaggebend sind oder ob, weit genauer, die Händigkeit an sich überprüft wird und zwar anhand von Tätigkeitsbeobachtung, anamnestischem Gespräch mit den Eltern und verschiedenen Testverfahren.

2)Ein jederzeit leicht nachvollziehbares Experiment beweist dieses Phänomen: Probanden einer über die Problematik der Händigkeit nicht informierten Gruppe bekamen zur Selbsteinschätzung zwei Kategorien vorgelegt: linkshändig oder rechtshändig. Dann bekamen sie, nach der Kurzinformation, dass Schreiben nicht ausschlaggebend für die Händigkeitsbestimmung sei, drei Kategorien vorgelegt: linkshändig, rechtshändig, beidhängig. Ergebnis: Bei der zweiten Selbsteinschätzung bildete sich die Gruppe der Beidhänder fast ausschließlich durch Abspaltung aus der Rechtshändergruppe. Der Anteil der Linkshänder blieb etwa konstant.